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February 18, 2012

-20° Snow Cinema - realized february 2012

Snow Cinema - Architecture is Experience (an afterthought)


The following article is an afterthought on the essence of architecture:

Das Schneekino - Architektur ist Erlebnis

Die Idee ist ein Schneekino. Kein Plan und keine Zeichnung ist dem ‚Bauwerk’ vorausgegangen sondern nur das Zurückdenken an Höhen und Breiten von Sitzreihen und dem ungefähren Abstand vom Projektor zur Leinwand. Die Erinnerung ist unser Plan und die Schritte sind unser Maßband. So muss es sein wenn man an als Schiffbrüchiger an fremden Ufern landet und einen Bau errichten will der an Kultur erinnern soll.
Das Schneekino ist im Prinzip nichts vor dem Ereignis, bevor alles funktioniert glaubt keiner daran, nicht einmal wir die hier schaufeln. Anscheinend entsteht Raum also nur durch das Ereignis. Ohne Ereignis ist der Bau bedeutungslos. Das griechische Amphitheater bekommt ja auch nur einen Inhalt durch das Wissen um die griechischen Tragödien die sich dort abgespielt haben. Ohne die Tragödie, ohne das Spiel, ohne den Tathergang ist der Schauplatz nichts, auf jeden Fall hebt er sich in keinster Weise vom Rest der Welt ab. Das Schneekino sieht ohne Menschen aus wie eine Ausgrabungsstätte, allerdings ein Ort der wiederentdeckt worden ist bevor er jemals verschwunden war. Man nimmt Schnee weg und häuft ihn anderorts wieder auf und im Kopf entstehen Sitzreihen die eigentlich noch gar keine Sitzreihen sind sondern erst die Erinnerungen an Sitzreihen. Das pure Entfernen, das pure strategische und vorausgedachte Entfernen von Material an der richtigen Stelle hat Funktion hervorgebracht. Man kann also nicht leugnen dass es sich gewissermaßen um eine Ausgrabungsstätte handelt weil ja die Funktion in irgendeiner Weise in der schlafenden Masse verborgen war. Die Sitzreihen sind in der Retrospektive schon im Schnee gewesen bevor wir zu graben begonnen haben. Wenn diese Sitzreihen schlussendlich besessen werden, wenn sie quasi Gewicht bekommen, dann werden sie naturgemäß erst zu Sitzreihen. Kurz bevor sie das erste Mal besessen werden, könnten sie immer noch Sockel für Ausstellungsstücke sein oder Beweise für die angefallenen Schneemengen in diesem Winter oder ein halbfertiges Schneelabyrinth. Die erste Besitzung aber definiert die Sitzreihen eindeutig als solche und die erste Projektion der Schneeleinwand definiert diese eindeutig als Schneeleinwand und die Gesamtheit der Anlage eindeutig als Schneekino. Erst das Ereignis erbringt den Beweis der Richtigkeit der Annahme das es sich tatsächlich um ein Schneekino handelt weil es sich ja kurz zuvor noch um ganz was anderes handeln hätte können. Damit ist auch gleichzeitig der Beweis erbracht das es sich vielleicht sogar um eine Art von Architektur handeln könnte. Eine Architektur die so einfach ist und aus nichts anderem als Menschen und Wasser besteht; aus gefrorenem Wasser und angespannten Menschen. Zwei unzertrennliche Elemente in den außergewöhnlichsten Zuständen die sich meist nur im Spiel vereinen oder treffen, kommen im Schneekino auf die ungewöhnlichste Weise zusammen wobei das Menschenmaterial diese Architektur ausfüllt, während sich das Schneematerial als Karosserie hergibt. Das Menschenmaterial, diese Menschen(füll)masse, ist aber nicht unbewegt sondern wird durch das Licht des Projektors angetrieben, ja sogar in einem hohen Tempo beschleunigt. Wie der Ausgang eines Tunnels, dem man niemals näher kommt, brennt sich das Licht in die Schneeleinwand und wie als ob man gespannt ist welche Welt sich hinter diesem Ausgang auftut laufen die Augen der Menschmaschine diesem Licht hinterher das eigentlich niemals mehr zeigt als den Ausgang selbst und niemals sein eigentliches Geheimnis preisgibt, ja gar nicht preisgeben kann. Im Prinzip ist also das gesamte Schneekino nicht regungslos sondern gleicht einem Schnellzugwagon der mit Lichtgeschwindigkeit auf einen Ausgang zurast von dem aber jeder in der Menschen(füll)masse mit Sicherheit weiß, dass man diesen Ausgang niemals erreichen wird und sich jeder Einzelne in dieser Menschen(füll)masse darum unendlich sicher fühlt. Diese Sicherheit eines Ausgangs der niemals erreicht werden wird erklärt auch die unendliche Begeisterung für das Kino. Dieser unendliche Ausgang aus dieser, ist gleichzeitig der Eingang in eine andere Welt, eine neue Welt nach der wir uns alle so sehnen. Durch das Minimieren der Wirklichkeit multipliziert der Film die Oberfläche der realen Welt um das vielfache des komprimierten Lichtbilds. Nachdem die letzten Landschaften (wieder)entdeckt worden sind und eine weitere räumliche Expansion für unbestimmte Zeit aufgeschoben wurde, so lange jedenfalls bis die Reisegeschwindigkeit des Menschen mindestens so schnell sein wird wie die des Lichts, müssen die Medien, und ganz besonders der Film, diese räumliche Multiplikation durch Komprimierung übernehmen. Eigentlich ist der Film ja auch ein raum-zeitlicher Kompressor der schon eine Vorahnung gibt wie schnell ein Leben verlaufen könnte wenn man nur so schnell reisen könnte wie im Kino.
Die Zeitmaschine Kino kann sich im Falle des Schneekinos aber nur voll in der Nacht entfalten, weil die Nacht den Lichtschalter des herkömmlichen Kinos ersetzt. Somit zeigt sich in dieser banalen Form von Architektur doch noch eine architektonische Grundwahrheit, denn im Prinzip wird diese spezielle Form des Kinos nicht alleine klimatologisch vom Erdraumklima bestimmt, weil die architektonische Außenhülle fehlt, sondern vor allem lichtenergetisch ferngesteuert. Im Falle des herkömmlichen Kinogebäudes ist also die gebaute Außenwand viel mehr ein Erdzeitersatz als ein Erdatmosphärenersatz, denn erst die lichtdichte Außenwand ermöglicht die Einkapselung der Menschen um ihnen, durch die plötzliche Nachtwerdung, den Sprung in eine andere Zeitzone zu ermöglichen.
Hierin sieht man das beim Schneekino die fehlende thermische Regulierung wohl die ist, die man am körperlich am heftigsten erfährt aber das eigentlich radikale (oder besser gesagt das banale) daran ist das die Nacht abgewartet werden muss. Die Räumlichkeit spannt sich gewissermaßen erst in der Nacht auf. Während des Tages ist das Schneekino eher flach und zweidimensional während in der Nacht, wenn der Projektor eingeschalten ist und die Fahrt beginnt, sich ein Raum um die Menschen und um das Licht aufbaut.
Deshalb kann Architektur niemals eine bloße Raumfrage sein. Wie es außer Frage steht dass das antike Amphitheater Architektur ist so muss es außer Frage stehen das das Schneekino eine, wenn auch sehr leichte Form, der Architektur ist. Architektur ist nicht auf Wände angewiesen, Architektur ist Event, ist Erlebnis.